Türchen Nummer neunzehn

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Ordnung und Spiel

Wer nicht gern sein Zimmer aufräumt, mag es vielleicht nicht hören, aber Gott ist ein Gott der Ordnung, wenigstens nach der ersten Auskunft der Bibel. Die Erde war wüst und leer, steht dort zu lesen, und der Geist Gottes schwebte über dem Chaos. Was tut der Meister? Er scheidet das Licht von der Finsternis, und aus dem wüsten Haufen schafft er einen Garten, mit Sonne, Mond und Sternen. Er ordnet alles mit Pflanzen und Tieren und sein Ebenbild, der Mensch, bekommt ein stabiles Zuhause. Also, Gott schafft Ordnung aus dem Chaos, und die Tendenz ist beruhigend.
Es käme einem Horror gleich, würde eines Morgens die Sonne eine andere Bahn beschreiben. Panik bräche aus, wenn das Frühstücksei vor uns davon rollte oder der Kohl im Garten die Flucht ergreifen würde. Unser Friede lebt von der Sicherheit, dass auf die Konstanten der Welt Verlass ist. Wenn das keine Ordnung ist!
Und doch liegt der Reiz im Gemisch. Der Gott der Ordnung scheint auch ein Gott des freien Spiels zu sein. Ob in den frisch gemachten Regeln des Paradieses oder im Wald hinterm Haus: Die jungen Tiere spielen alle, auch die Kinder tun es. Die Ordnung der Welt eröffnet Räume für das Spiel, und es wird sich noch zeigen, was Christus meint, wenn er sagt, nur kindliche Leute taugten für sein Himmelreich.
Was also immer wir uns unter dem Spiel vorstellen, stets tut es eins: Es durchbricht die Ordnung, wo immer es anhebt. Ein Kind, das unvermittelt zu Spielen beginnt, schert sich nicht um Zeit und Regeln ringsumher. Tiere können sprechen und Bäume laufen, alles folgt dem freien Lauf der Phantasie. Im Spiel wird geweint und gelacht, und die Zeit setzt neu an. Montags mittags beginnt das Mittelalter oder das vierunddreißigste Jahrhundert.
Das Spiel durchbricht also die Ordnung, und der heilige Thomas von Aquin schreibt in seinen geordneten Büchern unumwunden, ein Leben ohne Spiel sei kein Leben. Der Gott des immer so finster genannten Mittelalters hat also Seiten, die weit mehr heiter sind als wir zu ahnen uns angewöhnt haben.
Aber die Höhe des Ganzen liegt in der Kunde, dass der Schöpfer gedachte, bei beidem mitten drin zu sein, im Spiel der Welt und in der Ordnung seiner Sakramente. Begonnen aber hat das ganze, als er in Bethlehem ein Baby wurde.

Hier gehts morgen weiter!

Advent, Advent

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Wunderbare Idee! Andrea hat sie angestoßen und viele machen mit…
Der Adventkalender der Blogozese. Jeden Tag ein Türchen, und jeden Tag ein Beitrag eines Bloggers.
Ich werde gegen Ende hin auch einen verfassen, welcher Tag das sein wird, sage ich nicht. Sonst wisst Ihr ja schon, an welchem Tag ihr nicht nachschauen müsst.

Ich wurschtel in jetzt mal in die Seitenleiste und wünsche allen adventlichen Lesern viel Freude damit.

Mein Adventskalender

9

Das neunte Türchen aus der Schatzkiste des heiligen Thomas.

Auch charakterisiert es die Freundschaft, daß die Gegenwart des Freundes beglückt, man an seinen Worten und Taten seine Freude hat und in ihm Trost angesichts aller Widerwärtigkeiten findet. Deswegen nehmen wir bei traurigen Widerfahrnissen zum Trost am ehesten bei Freunden unsere Zuflucht. Mithin haben wir durch den Heiligen Geist Gottesfreude und Trost bei allen Widrigkeiten und Anfechtungen der Welt, weil uns der Heilige Geist zu Freunden Gottes macht, ihn in uns und uns in ihm wohnen läßt.“

„Est autem et amicitiæ proprium quod aliquis in præsentia amici delectetur, et in eius verbis et factis gaudeat, et in eo consolationem contra omnes anxietates inveniat: und in tristitiis maxime ad amicos consolationis causa confugimus. Quia igitur Spiritus Sanctus Dei nos amicos constituit, et eum in nobis habitare facit et nos in ipso…“
(ScG IV, 22)

Mein Adventskalender

8

Obwohl diese Vereinigung (gemeint ist die zwischen göttlicher und menschlicher Natur) vom Menschen nicht wirklich erklärt werden kann, so werden wir doch im uns möglichen Rahmen und so gut wir können versuchen, etwas zur Erbauung des Glaubens zu sagen; und damit der katholische Glaube, was dieses Mysterium angeht, gegen die Einwendungen der Ungläubigen verteidigt werden kann.

„Et quamvis haec unio perfecte ab homine non valeat explicari, tamen, secundum modum et facultatem nostram, conabimur aliquid dicere ad aedificationem fidei, ut circa hoc mysterium fides Catholica ab infidelibus defendatur.“
(ScG IV,41,9)

Mein Adventskalender

7

„Es sollte gesagt werden, dass es für einen Geist, der demütig ist, nichts Erstaunliches gibt, als wenn er von seiner Vorzüglichkeit hört. Das Staunen sorgt aber am meisten für Aufmerksamkeit des Geistes. Der Engel begann mit dem Lob, weil er die Aufmerksamkeit der Jungfrau auf ein so große Mysterium lenken wollte.“

„Dicendum quod animo humili nihil est mirabilius quam auditus suae excellentiae. Admiratio autem maxime attentionem animi facit. Et ideo Angelus, volens mentem virginis attentam reddere ad auditum tanti mysterii, ab eius laude incoepit.“
(Sth III,30,4,ad1)

Mein Adventskalender

Wegen meiner Jobs und weil ich derzeit mehr lese als schreibe, bin ich im Verzug. Trotzdem hier das sechste Türchen.

6

„Augustinus schreib in seinem Buch von der Jungfräulichkeit: ‚Maria ist seliger in der Empfängnis des Glaubens an Christus als in der körperlichen Empfängnis Christi.‘ Später fügt er hinzu: ‚Die mütterliche Nähe hätte Maria nichts genützt, hätte sie Christus nicht seliger in ihrem Herzen als im Körper getragen hätte.“

Augustinus dicit, in libro de virginitate, beatior Maria est percipiendo fidem Christi, quam concipiendo carnem Christi. Et postea subdit, materna propinquitas nihil Mariae profuisset, nisi felicius Christum corde quam carne gestasset.
(Sth III,30,1,co)

Mein Adventskalender

3

Im Kapitel der Summe über die Gottesmutter betrachtet Thomas den Satz „voll der Gnade“ und fragt sich, wie das mit der Fülle gemeint sein könnte.
Er schreibt in einer Erwiderung:
Die seligen Jungfrau Maria besaß eine dreifache Vollkommenheit in der Gnade. Die erste war sozusagen vorbereitend, durch die sie fähig wurde, die Mutter Christi zu werden. Das war die Vollkommenheit der Heiligung.
Eine zweite Vollkommenheit der Gnade erfuhr die selige Jungfrau durch die Anwesenheit des Sohne Gottes, der unter ihrem Herzen Fleisch angenommen hatte. Die dritte Vollkommenheit der Gnade aber bestand in der Vollkommenheit ihres Zieles, das sie in der himmlischen Glorie hat.

„In beata virgine fuit triplex perfectio gratiae. Prima quidem quasi dispositiva, per quam reddebatur idonea ad hoc quod esset mater Christi, et haec fuit perfectio sanctificationis. Secunda autem perfectio gratiae fuit in beata virgine ex praesentia filii Dei in eius utero incarnati. Tertia autem perfectio est finis, quam habet in gloria.“ (Sth III,27,5,ad 2)

Mein Adventskalender

Zitate aus der Schatzkiste des heiligen Thomas von Aquin.

2

„Unicuique a Deo datur gratia secundum hoc ad quod eligitur. Et quia Christus, inquantum est homo, ad hoc fuit praedestinatus et electus ut esset ‚praedestinatus filius Dei in virtute sanctificationis,‘ hoc fuit proprium sibi, ut haberet talem plenitudinem gratiae quod redundaret in omnes, secundum quod dicitur Ioan. I, de plenitudine eius nos omnes accepimus. Sed beata virgo Maria tantam gratiae obtinuit plenitudinem ut esset propinquissima auctori gratiae, ita quod eum qui est plenus omni gratia, in se reciperet; et, eum pariendo, quodammodo gratiam ad omnes derivaret.
Sth III,25,5,ad1

Jedem wird die Gnade von Gott gemäß seiner Berufung gegeben. Da Christus als Mensch dazu vorausbestimmt und auserwählt war, „kraft seiner Heiligkeit der im Voraus bestimmte Sohn Gottes zu sein“, deshalb war es ihm eigen, eine derartige Fülle der Gnade zu besitzen, dass sie auf alle überströmen konnte. So schreibt ja auch Johannes: ‚Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen.‘ Die selige Jungfrau Maria aber erhielt eine derartige Fülle der Gnade, dass sie dem Urheber der Gnade am allernächsten sein konnte. Und das so sehr, dass sie den, der voll aller Gnade war, in sich empfing, und die Gnade in seiner Geburt in gewisser Weise auf alle überleiten konnte.

Mein Adventskalender

1

Auch in diesem Jahr gibt es wieder einen frommen Adventskalender. Und wie im letzten Jahr mit einem täglichen Zitat aus dem Schatz des heiligen Thomas von Aquin.

Hier das erste:
„…in contemplatione veritatis maxima delectatio consistit. Omnis autem delectatio dolorem mitigat. (…) Et ideo contemplatio veritatis mitigat tristitiam vel dolorem: et tanto magis, quanto perfectius aliquis est amator sapientiæ. “ – „…in der Schau des Wahren liegt übergroße Freude. Jede Freude aber mildert den Schmerz. Und daher mildert die Betrachtung der Wahrheit in der Tat Schmerz und Trauer. Und das desto mehr, als jemand ein Liebhaber der Weisheit ist.“ Sth I-II, Qu. 38, 4, Co.