Türchen Nummer neunzehn

Bildschirmfoto 2014-12-18 um 22.07.23

Ordnung und Spiel

Wer nicht gern sein Zimmer aufräumt, mag es vielleicht nicht hören, aber Gott ist ein Gott der Ordnung, wenigstens nach der ersten Auskunft der Bibel. Die Erde war wüst und leer, steht dort zu lesen, und der Geist Gottes schwebte über dem Chaos. Was tut der Meister? Er scheidet das Licht von der Finsternis, und aus dem wüsten Haufen schafft er einen Garten, mit Sonne, Mond und Sternen. Er ordnet alles mit Pflanzen und Tieren und sein Ebenbild, der Mensch, bekommt ein stabiles Zuhause. Also, Gott schafft Ordnung aus dem Chaos, und die Tendenz ist beruhigend.
Es käme einem Horror gleich, würde eines Morgens die Sonne eine andere Bahn beschreiben. Panik bräche aus, wenn das Frühstücksei vor uns davon rollte oder der Kohl im Garten die Flucht ergreifen würde. Unser Friede lebt von der Sicherheit, dass auf die Konstanten der Welt Verlass ist. Wenn das keine Ordnung ist!
Und doch liegt der Reiz im Gemisch. Der Gott der Ordnung scheint auch ein Gott des freien Spiels zu sein. Ob in den frisch gemachten Regeln des Paradieses oder im Wald hinterm Haus: Die jungen Tiere spielen alle, auch die Kinder tun es. Die Ordnung der Welt eröffnet Räume für das Spiel, und es wird sich noch zeigen, was Christus meint, wenn er sagt, nur kindliche Leute taugten für sein Himmelreich.
Was also immer wir uns unter dem Spiel vorstellen, stets tut es eins: Es durchbricht die Ordnung, wo immer es anhebt. Ein Kind, das unvermittelt zu Spielen beginnt, schert sich nicht um Zeit und Regeln ringsumher. Tiere können sprechen und Bäume laufen, alles folgt dem freien Lauf der Phantasie. Im Spiel wird geweint und gelacht, und die Zeit setzt neu an. Montags mittags beginnt das Mittelalter oder das vierunddreißigste Jahrhundert.
Das Spiel durchbricht also die Ordnung, und der heilige Thomas von Aquin schreibt in seinen geordneten Büchern unumwunden, ein Leben ohne Spiel sei kein Leben. Der Gott des immer so finster genannten Mittelalters hat also Seiten, die weit mehr heiter sind als wir zu ahnen uns angewöhnt haben.
Aber die Höhe des Ganzen liegt in der Kunde, dass der Schöpfer gedachte, bei beidem mitten drin zu sein, im Spiel der Welt und in der Ordnung seiner Sakramente. Begonnen aber hat das ganze, als er in Bethlehem ein Baby wurde.

Hier gehts morgen weiter!

4 Kommentare zu “Türchen Nummer neunzehn

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