Der Kardinal und die Blogs

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Mein Blog war noch sehr jung, als es in Rom den Zuschlag bekam. Papst Benedikt hatte die lebendige, frische und schnell wachsende, katholische Bloggerwelt entdeckt und ein großes Potential erkannt. Hundertfünfzig Blogger aus aller Welt wurden in den Vatikan geladen, um einander kennenzulernen und gemeinsame Linien und Interessen zu entdecken. Alle konnten sich bewerben, sie mussten nicht einmal katholisch sein. Da herrschte natürlich große Freude, dass mein Blog bei den Erwählten war. Es ging also auf die Reise und endlich angekommemn war Gelegenheit, an zwei Tagen die Kollegen aus anderen europäischen Ländern und den USA persönlich kennenzulernen. Leute, deren Blogs man schon lange mit Interesse, teils mit Bewunderung, aber immer mit Humor verfolgte.
Von Bedeutung war die Botschaft des Papstes und sein Anliegen, das formuliert wurde: Dem Heiligen Stuhl läge am Herzen, wenn die Lehre der Kirche und die Botschaften des Heiligen Stuhls auch über die Blogs in die Welt hinein übersetzt würden, um für Verständnis zu werben und genauer darzulegen, was sonst ungenauer bleibe, und zu ergänzen, wo verkürzt werde. Eine unglaubliche Wertschätzung und ein Angebot zur Zusammenarbeit!

Aber das ist ein paar Jahre her, und seit dem ist viel Wasser den Rhein herunter. Die Bloggerszene hat sich vervielfacht und ist bunter geworden. Dass sie jetzt für unsere Bischöfe so unbekannt ist, wie die Indianer vor ihrer Entdeckung, ist überraschend. Dass sie dem besorgten Journalisten, der Kardinal Marx seine Frage stellte, so gefährlich wie die afganischen Taliban scheinen, überrascht nicht weniger. Für die Taliban sind die Blogger übrigens auch gefährlich, wie man weiß.

Der Kardinal hat die große Bedeutung der Frage vielleicht unterschätzt, dem Journalisten war das Ernst! Ging es doch um eine große Gefahr, die von den Bloggern ausgehe: Ob der Kardinal bereit sei, entschiedener gegen den christlichen Fundamentalismus der Blogger vorzugehen?! Den Fundamentalismus gebe es ja schließlich nicht nur im Islam.
Hier hinein bekannte Seine Eminenz, die komplette Szene der Blogger sei ihm gänzlich unbekannt. Das nun könnte eine gefährliche Mischung sein. Wenn in unserem Hause jemand Unbekanntes wohnt, der vielleicht dabei ist, heimlich Sprengstoff anzumischen, dann ist es höchste Zeit, ihn zu besuchen. Vielleicht wurde der Papst getäuscht, und die Blogger sind in Wirklichkeit explosive Terrorzellen des christlichen Fundamntalismus?! Gott bewahre, aber dann gibt es nur eins: Sie durch Kennenlernen unterwandern.

Blogs sind öffentlich. Was meins angeht, hoffe ich nicht, dass keine Gefahr von ihm ausgeht. Für alle, die keine Zeit haben, es öfter zu besuchen: Was ich mache, kann ich sagen, es ist seit Jahren das Gleiche: Ich poste hübsche Bilder, kleine Clips, die meinen Lesern gefallen könnten und ansonsten gehe ich meiner privaten Leidenschaft nach: Ich lese in den Büchern des heiligen Thomas von Aquin und versuche, das eine oder andere in der Sprache meiner Leser zu erläutern. Sollte das gefährlich genug sein, dass man gegen mich vorgehen muss, dann bitte ich um einen kurzen Hinweis.

So geht’s auch: Das vatikanische Blogmeeting, Mai 2011.

8 Kommentare zu “Der Kardinal und die Blogs

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  2. Weiß nicht, ob ich das jetzt hier so unverblümt schreiben darf: Aber meine Fresse, ist das hohl! Alleine schon einzusteigen mit „ich weiß nicht wovon Sie reden, aber meine Wahrnehmung ist“… Und richtig gut find ich auch das Geschwurbel vom konstruktiven Dialog und argumentatives Aufeinanderzugehen, um sich dann zu Pauschalurteilen aufzuschwingen. Man, man, man…

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